Jedes Land bzw. jede Kultur hat unterschiedliche Traditionen und Hochzeitsbräuche. Manche von denen sind sehr romantisch, manche lustig und manche treiben böse Geister weg von der zukünftigen Ehe. Egal um welche es handelt, es ist offensichtlich, dass die Hochzeitsgesellschaft die Traditionen und Hochzeitsbräuche genießt.
Dasselbe gilt auch für Italien und italienische Hochzeitsbräuche. Wenn man Italien sagt, denkt man gleich an Amore, Temperament, Leidenschaft, an Pizza, Pasta, Tiramisu. Das Land zieren liebevolle, leidenschaftliche und vor allem lockere Menschen, die nach dem Motto La dolce vita leben. Italien ohne all diese Eigenschaften ist wie eine Hochzeit ohne ihre Bräuche.
Falls du in Italien heiratest oder als Hochzeitsgast zu einer italienischen Hochzeit eingeladen bist, ist es erwünscht, dass du die wichtigsten und beliebtesten italienischen Hochzeitsbräuche kennst. Wir haben nur für dich die wichtigsten und allerschönsten Traditionen und Bräuche gesammelt, um dir die italienische Kultur näherzubringen.
Wir werden also gemeinsam einen Blick in die italienischen Hochzeitsbräuche, Traditionen und Aberglauben werfen, um sehen zu können, inwiefern sich die italienische von der deutschen Hochzeit unterscheidet. Außerdem wirst du alles lernen, was dich auf einer italienischen Hochzeit erwartet.
Der italienische Heiratsantrag
Romeo und Julia sind wohl die bekanntesten Namen der italienischen Literatur. Wir kennen alle die romantische Balkonszene, wo Romeo seiner geliebten Julia einen Heiratsantrag macht.
Dies wurde zu einem klassischen italienischen Heiratsantrag besonders in Süditalien, denn viele Verliebte haben die berühmte Balkonszene nachgemacht. Der werbende Bräutigam beginnt den Heiratsantrag mit einem romantischen Ständchen bzw. einer Serenade unter dem Fenster seiner Auserwählten.
Falls die Dame ihr Fenster öffnet, ist es ein Zeichen, dass sie den Heiratsantrag annimmt. Falls das Fenster geschlossen bleibt, ist es eine Ablehnung.
Anders als in Süditalien ist es in anderen Gegenden Italiens üblich, dass der Mann seiner Dame einen Holzklotz vor ihre Tür legt. Im Falle, dass die zukünftige Braut den Holzklotz ins Haus bringt, nimmt sie den Heiratsantrag an. Bleibt der Holzklotz draußen, heißt es – keine schönen Nachrichten für den werbenden Mann.
Der Termin für die Hochzeit
Wie in anderen Ländern gab es auch in Italien viele unterschiedliche Aberglauben, die man auch heute als Hochzeitsbräuche praktiziert.
Beispielsweise sollte man nach italienischer Tradition nicht an einem Dienstag oder Freitag heiraten, denn das bringt angeblich Unglück. Auch die Advents- und Fastenzeiten sollte man vermeiden. Am Samstag heiraten traditionell Witwen, die eine neue Liebe gefunden haben.
Also, nach italienischer Tradition sollte die Hochzeitszeremonie am besten an einem Sonntag stattfinden.
Ein altes Sprichwort, das in ganz Italien bekannt ist, lautet:
Ne di Venere, ne di Marte non si sposa, ne si parte.
Weder am Freitag noch am Dienstag soll man freien oder reisen.
Außerdem sollte man auch nicht im Mai oder August heiraten. Der Mai wird zum Beispiel als der Monat der Esel bezeichnet.
Das Outfit des Brautpaares
Am Tag vor der Hochzeit trägt die zukünftige Braut grüne Kleidung den ganzen Tag. In Italien symbolisiert die grüne Farbe Fruchtbarkeit. Dieser Brauch sollte dem Hochzeitspaar Fruchtbarkeit in die Ehe bringen, um eine Familie gründen zu können.
Am Tag der Hochzeit trägt die Braut ein wunderschönes weißes Brautkleid mit Schleier und der Bräutigam einen eleganten Anzug. Der Schleier steht traditionell für die Unschuld der Braut.
Weltweit ist es zur Tradition geworden, dass der Bräutigam seine zukünftige Braut vor der Hochzeit bzw. Trauung nicht sehen darf. Hier übernimmt der Brautvater eine wichtige Rolle, und zwar achtet er darauf, dass sich die Braut und der Bräutigam am Tag vor der Hochzeit nicht sehen.
Die italienische Braut darf sich auch nicht selbst im Spiegel ansehen, es sei denn, sie zieht sich einen Schuh, Ohrring oder einen Handschuh aus.
Gold und Eisen
Am Hochzeitstag, zumindest bis zur Trauung darf die Braut kein Gold tragen bzw. keinen Goldschmuck. Denn Gold bringt angeblich Unglück in die zukünftige Ehe.
Was aber Glück in die Ehe bringt und böse Geister vertreibt, ist ein kleines Stück Eisen, das der Bräutigam in seiner Hosentasche trägt.
Obwohl es ein alter Aberglaube ist, pflegen es viele italienische Brautpaare, diese Tradition zu praktizieren.
Hindernislauf
Wir haben schon erklärt, dass sich der Tradition nach, das Brautpaar vor der Trauung nicht sehen darf. Der Brautvater bringt seine Tochter zum Altar und übergibt sie ihrem zukünftigen Ehemann.
Ein älterer Brauch ist der Hindernislauf. Das Brautpaar geht zu Fuß zur Kirche, wo die Trauung stattfinden wird. Die Hochzeitsgäste, meistens die engsten Freunde oder Familienmitglieder, stellen ihnen kleine Hindernisse auf dem Weg, die sie gemeinsam überwinden müssen.
So erwartet das Brautpaar auch auf dem Eingang in die Kirche oder in das Standesamt ein Knoten, den sie gemeinsam lösen müssen und erst dann dürfen sie hineingehen.
Mit diesem Brauch testet man traditionell das zukünftige Brautpärchen, ob sie bereit sind, alle Hindernisse im Leben gemeinsam zu lösen.
All das stellt die Höhen und Tiefen einer Ehe dar, die das zukünftige Brautpaar immer gemeinsam überwinden muss.
Konfetti
Ein Familienmitglied, ein enger Freund oder Freundin der Braut bereitet am Hochzeitstag Konfetti vor. Aber es ist kein übliches Konfetti, sondern es ist eine Mischung von Reis, kleinen Münzen und mit Zucker überzogenen Mandeln.
Alle Hochzeitsgäste bekommen jeweils eine Tüte mit dieser Mischung, um das frisch gebackene Brautpaar nach der Trauung damit zu bewerfen. So bringen die Hochzeitsgäste dem Brautpaar Glück, Gesundheit, Fruchtbarkeit, Reichtum und ein langes Leben.
Die kleinen Münzen stehen für Reichtum und der Reis für Gesundheit und Fruchtbarkeit. Die Anzahl der Körner symbolisiert die Anzahl der Glückwünsche.
Außerdem spielen auch die Farben des Konfetti eine wichtige Rolle:
• Weiß – Hochzeitsfeier
• Rosa und Blau – zukünftige gemeinsame Kinder
• Silber und Gold – ein langes und glückliches Leben
Auf Sizilien wird das Brautpaar üblicherweise mit Weizen beworfen und es symbolisiert die Fruchtbarkeit der zukünftigen Ehe.
Die geschnittene Krawatte und der zerrissene Schleier
Auf vielen italienischen Hochzeiten wird die Krawatte des Bräutigams in kleine Stücke geschnitten. Danach verkauft sein Trauzeuge die Stücke an die Hochzeitsgäste. Das gesammelte Geld wird am Ende der Feier an das Brautpaar überreicht. In meisten Fällen können sie mit diesem Geschenk einen Teil der Hochzeitskosten decken.
Nach der Trauung oder auf der Hochzeitsfeier wird der Schleier der Braut zerrissen. Dieser Brauch bringt dem frisch vermählten Brautpaar Glück. Wichtig zu erwähnen ist, dass es nur erlaubt ist, den Schleier zu zerreißen, wenn die Braut damit einverstanden ist.
In den meisten Fällen besorgen sich die zukünftigen Ehefrauen einen Ersatzschleier. So können sie den Schleier als eine Erinnerung aufbewahren.
Bacio! Bacio!
Obwohl man auf italienischen Hochzeiten meistens auf Hochzeitsspiele verzichtet, spielt man sehr gerne Bacio. 😉
Bacio bedeutet auf Italienisch Küsschen. Immer wieder, wenn jemand Bacio ruft, muss sich das Brautpaar küssen. Falls die Hochzeitsgäste merken, dass der Kuss nicht intensiv genug war, rufen sie wieder Bacio.
Dies ähnelt dem deutschen Hochzeitsbrauch Hochzeitsglöckchen – wenn die Glöckchen klingen, müssen sich die frisch Vermählten küssen.
Eine Traumhochzeit ohne ständige Küsschen – unvorstellbar! 😉
Bonboniera
Bonboniera ist einer der beliebtesten Hochzeitsbräuche auf italienischen Hochzeiten. Es handelt sich nämlich um ein kleines, schön verpacktes Gastgeschenk.
In ein Döschen aus Porzellan, Silber oder auch ein Organza-Säckchen wird das italienische Konfetti bzw. gezuckerte Hochzeitsmandeln verpackt.
Die Anzahl der Hochzeitsmandeln muss eine ungerade Zahl sein, am besten fünf oder sieben Stück, denn angeblich bringt das Glück.
Obwohl es heutzutage eine Unzahl an Ideen für Gastgeschenke gibt, wählen die Italiener am liebsten diese alte Hochzeitstradition.
Einzelne Hochzeitsmandeln werden oft als Tischdeko bzw. Streudeko benutzt.
4 Dinge für die Braut
Die weltweit bekannte Hochzeitstradition besagt, dass die Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues auf ihrer Hochzeit tragen soll.
• Das Alte steht für die Vergangenheit, die sie zurücklässt. Viele zukünftige Ehefrauen tragen ein Familienerbstück (Schmuck, Haarspange usw.)
• Das Neue steht für das neue Leben, das sie mit ihrem auserwählten Bräutigam anfangen wird. Meistens ist dieses Detail das Brautkleid, neue Schuhe oder Dessous.
• Das Geborgte symbolisiert die Zuneigung der Lieben, die die Braut ihr Leben lang begleiten. Das Geborgte kommt meistens von einem Familienmitglied oder engen Freund. Beispielsweise, wenn die Braut von einer verheirateten Freundin den Schleier ausleiht, bringt der Schleier Glück in die neue Ehe.
• Das Blaue steht für Reinheit und Aufrichtigkeit. Früher war das Brautkleid blau, aber heute schmücken die Frauen meistens die Strumpfbänder mit Blau.
Scherben bringen Glück
In Deutschland bringen Scherben Glück. Am Polterabend versammeln sich die engsten Freunde und Familienmitglieder und zerschmettern Porzellan. Je mehr, desto besser! Am Ende müssen die zukünftige Braut und der zukünftige Ehemann gemeinsam die Scheiben wegfegen.
Auch in Italien bringen Scherben Glück, jedoch reicht es dort bloß eine Vase zu zerbrechen. Nach der Trauung zerbricht das frisch vermählte Ehepaar die Vase oder ein Glas. Die Anzahl der Scherben sagt die glücklichen Ehejahre voraus.
Luftschlangen und La Tarantelle
Beim ersten Tanz gibt es auf italienischen Hochzeiten einen sympathischen Hochzeitsbrauch. Und zwar, während das Brautpärchen ihren Hochzeitstanz aufführt, binden die Hochzeitsgäste bunte Luftschlangen an die Hände des Brautpaares.
Somit wickeln sie das Brautpaar symbolisch in Liebe und guten Wünschen für das gemeinsame Leben ein.
La Tarantelle ist ein traditioneller Hochzeitstanz. Die Gäste halten sich gegenseitig an den Händen und umkreisen die frisch Vermählten. Gemeinsam drehen sie sich im Uhrzeigersinn immer schneller und nach ein paar Runden kehren sie die Richtung um.
Mit diesem Tanz wünschen die Hochzeitsgäste dem Brautpaar viel Glück für ihre Ehe.
Strumpfband
Noch ein alter Brauch, der auch bei uns bekannt ist – das Strumpfband. Die Braut trägt den ganzen Tag ein Strumpfband.
Nach dem Hochzeitsessen zieht der Bräutigam (meistens mit seinen Zähnen) das Strumpfband vom Bein der Braut und wirft ihn in die Menge der Hochzeitsgäste.
Falls die Braut doch kein Strumpfband trägt, nimmt der Bräutigam den rechten Schuh als Alternative – der wird auch geworfen. 😉
Brautstrauß
Das wichtigste Accessoire jeder Braut ist ihr wunderschöner Brautstrauß. In Italien kauft der Bräutigam seiner zukünftigen Ehefrau den Brautstrauß.
Der Grund: Der Brautstrauß gilt als das letzte Geschenk des Bräutigams an seine Freundin, bevor sie zu seiner Ehefrau wird.
Zwar sucht sich heutzutage die Braut die Blumen für das Bouquet aus, das am besten zu ihrem Hochzeitskleid passt, aber der Bräutigam muss die Rechnung bezahlen. 😉
Suppe, Salz und Getreide
Auf der Insel Sardinien sind die meisten Hochzeitsbräuche unverändert geblieben. So ist es auch mit der Suppe.
Die kirchliche und standesamtliche Trauung hatte keinen verbindlichen Stellenwert. Erst dann, wenn das Brautpaar nach dem Kirchgang im Haus der Braut mit einem Löffel und aus einem Teller gemeinsam Suppe zu sich nahm, galt die Vermählung als vollzogen.
Nach der Hochzeitsfeier zog das frisch vermählte Brautpaar in das Familienhaus des Bräutigams. Die Schwiegermutter streute vor die Braut eine Handvoll Salz, Getreide und übergoss es mit einem Glas Wasser. Erst nach diesem “Ritual” durfte die Braut das Schlafzimmer betreten.
Die Hochzeitstorte
Die Hochzeitstorte ist weltweit bekannt, denn auf fast jeder Hochzeitsfeier (immer auf der Hochzeitslocation) schneidet das Brautpaar eine große Torte an.
In Italien ist die Hochzeitstorte ein italienisches Symbol für Glück und Wohlstand des frisch vermählten Brautpaars. Außerdem symbolisiert die Torte Glück für die zukünftige Ehe.
Die weiße Glasur war ein Symbol der Reinheit und Jungfräulichkeit der Braut und erinnerte gleichzeitig an das wunderschöne Brautkleid. Das gemeinsame Anschneiden der Torte steht für die Herausforderungen, die das Brautpaar im Leben erwarten.
Fazit
Es gibt sehr viele romantische, sogar auch lustige Hochzeitsbräuche auf italienischen Hochzeiten. Einige davon sind dir bestimmt schon bekannt, denn in Deutschland pflegen es die meisten Brautpaare, die alten Traditionen und Hochzeitsbräuche am Leben zu erhalten.
Obwohl es mit der Zeit zu gewissen Veränderungen kommt, ist es immer schön, einen oder mehrere traditionelle Punkte in die Hochzeitsplanung mit einzubinden.
Mit diesem Artikel haben wir dich für eine richtige italienische Hochzeit vorbereitet. Du wirst schon sehen, nicht nur Pizza und Pasta werden dich an Italien assoziieren, sondern auch alle interessanten Hochzeitsbräuche, die die Italiener seit Ewigkeiten feiern.