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Indische Hochzeit: Alles über Hochzeitsbräuche, Rituale, Ablauf und Regeln

Indische Hochzeit: Alles über Hochzeitsbräuche, Rituale, Ablauf und Regeln

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Andere Länder, andere Sitten. Dies wird insbesondere auch bei Hochzeiten sehr deutlich, vor allem, weil es in manchen Ländern hierbei eine Vielzahl an kulturellen Bräuchen und Traditionen gibt. Bist du auf eine indische Hochzeit eingeladen oder heiratest gar in eine indische Familie ein, erfährst du hier alles über Bräuche, Rituale, Regeln sowie den Ablauf, damit am großen Tag nichts schiefgehen kann und du perfekt vorbereitet bist.

Denn bei einer indischen Hochzeit ist es wichtig, dass einige Regeln und Rituale streng befolgt werden. So gilt für die Inder die Hochzeit als Höhepunkt des Lebens sowie als ganz besonderes soziales Ereignis, weshalb die Feier und die Zeremonie typischerweise extrem prunkvoll und aufwendig ausfallen und Hochzeiten in allen Teilen Indiens nach wie vor sehr beliebt sind. Da verwundert es dich sicherlich nicht, dass eine indische Hindu-Hochzeit häufig mehrere Tage lang dauert.

Doch auch wenn du dich lediglich für den Hinduismus oder Hochzeitsbräuche aus anderen Ländern interessierst, kannst du hier fündig werden. Denn vielleicht erhältst du in diesem Beitrag ja Inspirationen, welche du auf deiner eigenen Hochzeit umsetzen kannst.

Indische Hochzeit: Allgemeines

Hübscher bärtiger indischer Bräutigam küsst Braut im rosa Kleid zart stehend outisde

Die Hochzeitssaison geht in Indien von Dezember bis Februar – üblicherweise finden indische Hochzeiten in diesem Zeitrahmen statt. Indische Hochzeiten sind nach wie vor sehr traditionell und es ist für die Inder sehr wichtig, dass die vielen Hochzeitsbräuche eingehalten werden. Die meisten dieser Bräuche stammen aus dem Hinduismus. Im Hinduismus ist die Ehe ein heiliges Sakrament, bei dem zwei eigenständige Menschen zu einer Person verschmelzen.

Doch auch wenn eine Hochzeit für die Inder aus religiösen Gründen sehr bedeutend ist, gibt es noch einen anderen Grund, weshalb sie der Trauung einen so hohen Stellenwert beimessen. Denn die indische Hochzeit ist die perfekte Möglichkeit für die Brautfamilie, um jedem ihren Wohlstand zu zeigen. So richtet traditionellerweise die Brautfamilie die Trauung wie auch das anschließende Hochzeitsfest aus.

Die Kosten für eine indische Hochzeit sind nicht unerheblich – in der Regel sind zwischen 300 und 1000 Gäste anwesend. Aus diesem Grund ist es in Indien üblich, schon im Kindesalter mit dem Sparen für die Hochzeit zu beginnen – es gibt sogar extra “Hochzeitssparverträge”, welche immer beliebter werden.

In Indien herrscht auch die Einstellung vor, dass man, wenn man bereits selber als Gast auf einer Hochzeit eingeladen war, sich bei seiner eigenen Hochzeit für die Annehmlichkeiten revanchieren muss. Darum ist es nicht gerne gesehen, auf seiner eigenen Hochzeit zu geizen. Aus diesem Grund ist es nicht von Bedeutung, ob man sich die ausgefallene, üppige Hochzeit eigentlich überhaupt leisten kann – wenn nötig, wird das gesamte Geld, das man besitzt, für die Hochzeit ausgegeben.

Indische Hochzeit: Die arrangierte Ehe

Atemberaubende indische Braut

Die strengen Ehegesetze, welche in Indien lange galten, wurden mittlerweile gelockert. So war es früher üblich, dass sich Braut und Bräutigam erst an ihrem Hochzeitstag zum ersten Mal sehen und kennenlernen.

Heutzutage gibt es bei den meisten Familien stattdessen eine Phase des Kennenlernens. So können sich die zukünftigen Eheleute unter Aufsicht treffen und austauschen. Stellen sie dann während der Kennenlernphase fest, dass die Verbindung absolut nicht passt, dann ist es meist möglich, dass die Hochzeit noch abgesagt wird und nach neuen Partnern Ausschau gehalten wird.

Denn Liebesheiraten sind in Indien nach wie vor nicht sehr weit verbreitet, stattdessen arrangieren meist die Eltern des Brautpaares die Ehe. Dies bedeutet, dass die Eltern für ihre Tochter oder ihren Sohn anhand von bestimmten Kriterien den passenden Ehepartner aussuchen. In der Regel sind allerdings nicht nur die Eltern bei der Partnersuche beteiligt, sondern die ganze Familie inklusive der Großeltern sowie Verwandte wird mit einbezogen.

Denn in Indien werden Ehen nicht als Verbindung von zwei jungen Menschen betrachtet, sondern stattdessen als Verbindung von ganzen Familien. So kann man die arrangierte Ehe in Indien als eine interfamiliäre Partnervermittlung inklusive Eheberatung sehen.

Suchen die Eltern nun nach einem Bräutigam beziehungsweise gehen auf Brautschau, dann achten sie auf viele verschiedene Kriterien. Dazu gehören unter anderem Bildung, Hautfarbe, Größe, Alter, Kaste, soziale Stellung, Wohnort und Sprache.

Doch in der Regel werden auch innere Qualitäten und Werte in die Wahl mit einbezogen. So ist es den Eltern einer Tochter wichtig, dass der zukünftige Ehemann in der Lage sein wird, seine Familie zu versorgen, seinen Kindern ein liebevoller Vater und verantwortungsvoll zu seiner Ehefrau sein wird.

Suchen Eltern eine Frau für ihren Sohn, ist ihnen vor allem wichtig, dass sie eine fürsorgliche Mutter sowie eine liebevolle und gute Partnerin sein wird. Zudem muss sie dazu in der Lage sein, den Haushalt erfolgreich zu führen. Mit das Wichtigste bei der Wahl der passenden Frau ist für die Familie allerdings, dass sie gut mit den Schwiegereltern zurechtkommen wird, da es üblich ist, dass sie nach der Hochzeit mit im Haus wohnt.

Mit einer arrangierten Ehe wird meist Zwangsheirat in Verbindung gebracht. Bei der Zwangsheirat haben Braut und Bräutigam keine Wahlmöglichkeiten, sondern werden stattdessen von ihren Familien unter Druck gesetzt und zu der Hochzeit gezwungen.

Doch dem ist nicht immer so, denn es gibt auch eine modern-liberale Form der arrangierten Ehe. Hier haben die Brautleute in der Regel selbst eine große Wahlfreiheit und Eigenbestimmung, sodass vor der Ehe teilweise sogar ein wenig Romantik herrscht.

So werden in der heutigen modernen Zeit die meisten jungen Leute gefragt, ob sie mit dem Partner, für welchen sich die Eltern entschieden haben, einverstanden sind. Teilweise dürfen sie sogar neben ihrem Vetorecht selbst an der Partnersuche teilnehmen und selbst Vorschläge machen – viele Eltern sind mittlerweile dazu bereit, derartige Vorschläge in ihrer Entscheidung zu berücksichtigen.

Das Hauptargument für die arrangierte Ehe ist, dass die Eltern aufgrund ihrer größeren Reife und Erfahrung besser dazu in der Lage sind, einen geeigneten Partner für die Tochter oder den Sohn zu finden, als diese es selbst sind. Dazu gibt es extra Heiratsanzeigen im Internet sowie in Zeitungen. Doch auch auf mündliche Empfehlungen oder Tipps von Bekannten wird gerne zurückgegriffen.

Grund für diese alte Tradition der indischen Kultur ist, dass lange Zeit eine strikte Geschlechtertrennung herrschte – diese gilt teilweise noch heute. So sind zum Beispiel nach wie vor in sehr traditionellen Familien romantische Verabredungen vor der Ehe strikt verboten.

Indische Hochzeit: Mitgift

Atemberaubende indische Braut gekleidet in hinduistischen roten traditionellen Hochzeitskleidern

Es gibt wohl kein Land, in welchem die Mitgift bei einer Hochzeit eine solch große Bedeutung beigemessen wird wie in Indien. Zwar wurde dies 1961 mit dem Dowry Prohibition Act offiziell verboten, doch das Geben einer Mitgift ist nach wie vor üblich.

In den unteren Kasten zahlen die Brauteltern in der Regel bares Geld an die zukünftigen Schwiegereltern der Braut. Nur dann willigen diese in die Hochzeit ein. Darum besteht in den unteren Kasten das Problem, dass viele Familien ihre Töchter nicht verheiraten können, weil ihnen das nötige Geld fehlt. Aus diesem Grund verschulden sich viele Familien, um ihre Töchter dennoch verheiratet zu bekommen.

Höhere Kasten sehen von Barzahlungen ab. Stattdessen ist hier die traditionelle Mitgift an die Braut mit Edelsteinen verzierter Goldschmuck wie Ohrringe, Fußketten, Halsketten und Armreifen. Doch auch Diamant-Schmuck ist heutzutage akzeptiert.

Indische Hochzeit: Hochzeitsbräuche und Rituale

indische Hochzeitstraditionen

Bei indischen Hochzeiten gibt es sehr viele Rituale und Traditionen. Am weitesten verbreitet ist heutzutage die sogenannte Brahmanhochzeit, welche aufgrund der Reinigungsriten und einer Vielzahl an weiteren Bräuchen sehr aufwendig ist und darum häufig über mehrere Tage geht.

Im Laufe der Trauung rezitiert der Priester verschiedene Sanskrit-Mantras, welche von den Beteiligten, beispielsweise Braut und Bräutigam, nachgesprochen werden müssen.

Höhepunkt der Hochzeitszeremonie ist das Saptapadi, bei welchem ein Feuer entzündet wird, um welches das Brautpaar siebenmal gemeinsam herumtanzen muss. Wenn sie das Feuer das siebte Mal umkreist haben, gilt ihre Ehe als rechtskräftig.

Rituale und Bräuche vor der Hochzeit

Festlegen des Datums für die Trauung

Um den richtigen Zeitpunkt für die Trauung zu finden, werden die Horoskope von Braut und Bräutigam hinzugezogen. Damit wird der günstigste Zeitpunkt für die indische Trauung berechnet.

Doch mit dem Horoskop wird in der Regel auch nochmal überprüft, ob die beiden wirklich füreinander bestimmt sind. Erst wenn dies positiv ausfällt, steht der Eheschließung nichts mehr entgegen.

Einladung der Gäste

Hochzeitseinladungen werden in Indien nicht per Post zugestellt. Stattdessen werden die Hochzeitskarten mit den wesentlichen Informationen persönlich zu jedem Gast gebracht – was bei bis zu 1000 Gästen eine ganz schön große Aufgabe ist. Darum wird das Brautpaar meist durch seine Geschwister dabei unterstützt.

Zweck der persönlichen Zustellung ist, dass damit betont wird, wie wichtig jeder einzelne Gast für das Brautpaar ist.

Mehendi Mehendi/ Mehndi

Zeichenprozess der Henna-Menhdi-Verzierung auf der Hand der Frau

Alle Frauen der Familie der Braut treffen sich zu Beginn der Feierlichkeiten, also circa ein oder zwei Tage vor der eigentlichen Hochzeit, im Haus ihrer Familie. An diesem Tag erhält die Braut ihr Mehndi. Dazu verzieren die weiblichen Familienangehörigen der Braut ihr in einer langwierigen Prozedur die gesamten Arme, Hände sowie die Unterschenkel und Füße mit Henna.

In manchen Familien ist es auch üblich, den Vornamen oder Anfangsbuchstaben des Bräutigams in die Henna-Verzierung mit einzuarbeiten. Der Bräutigam hat dann die Aufgabe, dies ausfindig zu machen. Schafft er das, gilt dies als gutes Omen für die Ehe.

Nach dem Bemalen muss der Körperschmuck gründlich trocknen, denn man sagt, dass je dunkler das Mehndi sein wird, desto mehr liebt der Bräutigam seine Braut und desto liebevoller wird das Verhältnis zu der zukünftigen Schwiegermutter sein. Ist die Farbe genug getrocknet, wird sie abgewaschen. Nun hält das Henna für mehrere Wochen auf dem Körper. Das Henna dient dabei nicht nur als Körperschmuck, sondern soll zudem der Braut nach ihrer Hochzeit noch weiterhin Glück bringen – traditionellerweise muss die frisch verheiratete Frau erst dann mit der Hausarbeit beginnen, wenn dass Mehndi verblasst ist.

Auch jede andere anwesende Frau erhält eine Henna-Verzierung. Diese fallen aber im Gegensatz zu der Verzierung der Braut sehr einfach und schlicht aus.

Rasam of Haldi: Reinigungszeremonie

Den Tag vor der eigentlichen Trauung verbringen Braut und Bräutigam üblicherweise getrennt voneinander mit ihrer jeweiligen Familie. Da die Hochzeit der wichtigste Tag im Leben ist, ist vor allem der Braut ihr Aussehen enorm wichtig.

Aus diesem Grund wird das Rasam of Haldi durchgeführt, da die Braut dadurch einen schönen, glänzenden Teint bekommt. Denn die Heilpflanze Kurkuma wirkt gegen Hautprobleme und verleiht dem Teint eine goldene, schöne Note.

Dazu wird eine Pasta aus Kurkuma Pulver, Sandelholz Pulver sowie Öl oder Milch hergestellt. Diese Paste tragen nun alle Familienmitglieder auf Beine, Arme und Gesicht von Braut wie auch Bräutigam auf.

Die Paste hat allerdings nicht nur den Zweck, die Brautleute zu verschönern, sondern sie soll die Eheleute auch vor bösen Geistern beschützen. So wird das Ritual musikalisch untermalt mit Klängen von Trommeln und Rasseln sowie traditionellen Gesängen und Tänzen. Außerdem ist dieses Ritual ein Zeichen der Liebe, welche nach der Trauung wachsen soll.

Im Anschluss an das Ritual des Paste auftragens wird der Braut die Paste von ihrer Mutter und deren Schwestern wieder abgewaschen. Denn die Braut darf am Tag vor ihrer Hochzeit weder das Haus verlassen, noch selbst essen oder duschen. Stattdessen wird sie rund um die Uhr begleitet und von ihren weiblichen Familienangehörigen umsorgt, damit sie die letzten Stunden, welche sie “in Freiheit” hat, gebührend genießen kann.

Hochzeitskleidung

Braut gekleidet in hinduistischer traditioneller Hochzeitskleidung

Am Morgen der eigentlichen Hochzeit herrscht im Haus der Braut reger Trubel. So wird sie stundenlang frisiert und geschminkt.

In Indien trägt die Braut zur Hochzeit kein weißes Kleid, sondern stattdessen einen roten Sari – denn in Indien gilt Rot als die Farbe des Glücks. Der Sari ist das typische Hochzeitsgewand in Indien und wird entweder neu gekauft oder von der Mutter vererbt. Er besteht aus einem schweren Material und ist reich bestickt und verziert.

Alternativ zum Sari entscheiden sich viele indische Bräute für eine Lengha, welche aus einer Bluse (Choli), einem Rock und einem langen Schal (Dupatta) besteht. Dies ist viel einfacher zu tragen als der schwere Sari und dennoch genauso festlich. Denn auch die Lengha ist reich verziert mit Stickereien und Perlen.

Hat sich die Braut für ein Gewand entschieden, muss noch der Hochzeitsschmuck ausgewählt werden. So werden ihre Hände wie auch Gesicht mit möglichst viel Goldschmuck behangen und sie trägt zudem viele Armreifen an ihren beiden Armen.

Der Bräutigam hat es bei der Wahl seiner Hochzeitskleidung einfacher. So ist er nicht farblich gebunden und kann darum tragen, was er möchte. Üblicherweise entscheidet sich der Bräutigam für klassische Farben wie schwarz, blau oder erdfarben – in der Regel allerdings auch mit aufwändigen Verzierungen.

Der Anzug des Bräutigams besteht aus einem langen Mantel mit Mandarinkragen, Achkan genannt, sowie Baumwollhosen, den Salwar oder Churidar. Kombiniert wird dies mit einem Turban auf dem Kopf.

Paalikai: Saat aussähen

Bei Paalikai handelt es sich um ein Ritual der Fruchtbarkeit. Paalikai bezeichnet Tongefäße, welche traditionell gefüllt werden. So werden Bael Blätter sowie Harili Gras auf dem Boden der Tongefäße verteilt. Anschließend sähen Sumangalis, also verheiratete Frauen, neun verschiedene Gemüsesorten in die Tongefäße.

Sind die Hochzeitsfeierlichkeiten vorbei, gibt man die nun gesprossenen Keimlinge in einen See oder einen Fluss. Dieses Ritual soll zu einem gesunden Leben sowie gesunden Nachkommen führen, denn damit werden Segnungen von den acht Richtungen sowie den beschützenden Engeln erbeten.

Vratham: Heilige Gelöbnisse

Hochzeitsentwurf auf den Füßen und Händen der roten gekleideten Braut

Vor den eigentlichen Hochzeitszeremonien wird das Vratham durchgeführt. Dabei sind Braut und Bräutigam getrennt voneinander.

Der Bräutigam beschwört dazu verschiedene Götter wie beispielsweise Agni, Chandra, Soma und Indra. Im Anschluss bereitet er sich darauf vor, bald einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen – als Grihasta, also als Oberhaupt des Haushaltes. Denn er muss sich nun von seinem zölibatären Junggesellendasein, dem Brahmacharya, verabschieden.

Die Braut hingegen verknotet im Zuge des Vrathams den heiligen Faden, Kappu genannt, an ihrem Handgelenk. Dies soll eine Art Schutzschild symbolisieren und die bösen Geister vertreiben.

Führung des Bräutigams zur Hochzeit

Traditionellerweise wird der Bräutigam auf einem geschmückten Pferd oder gar Elefanten zu seiner Trauungszeremonie gebracht. Heutzutage ist es allerdings üblich, eher geschmückte Autos als Transportmittel zu verwenden.

Üblicherweise macht sich der Bräutigam am Tag der Hochzeit auf den Weg zum Haus der Braut. Dabei wird er von Verwandten und Freunden, welche laut Musik machen, singen und tanzen, begleitet. Kommt er bei der Braut an, wird er erstmal mit einem rituellen Getränk begrüßt, welches unter anderem aus Joghurt und Honig besteht.

Rituale und Bräuche während der Hochzeitszeremonie

Die eigentliche Hochzeitszeremonie findet meist in einem Festzelt oder einer Festhalle statt. In der Mitte hiervon ist ein prächtiger Pavillon aufgebaut, dort erwartet der Priester die Brautleute. Es gibt zudem eine kleine Feuerstelle, um welche Braut und Bräutigam, die Familien des Brautpaares sowie der Priester herumsitzen.

Es ist nicht unüblich, dass es nach einer Weile eine kleine Essenspause gibt. Dazu werden kleine Pakete, gefüllt mit Köstlichkeiten, welche typisch indisch sind, verteilt.

Sehr wichtig bei der Hochzeit ist, dass das Brautpaar dem Feuer-Gott Agni huldigt. Denn Agni gilt als heiliger Wohltäter und Reiniger und zudem als die gewaltigste Kraft im gesamten Kosmos. So wird er als Zeuge der Trauung angesehen.

Vara Satkaarah

Zuerst wird der Bräutigam zusammen mit seinen Trauzeugen am Eingang empfangen. Der Priester spricht nun einige Mantras, also Gebete. Die Brautmutter segnet den Bräutigam zudem mithilfe von Pulver von Tumeric und Vermilion sowie Reis.

Aarathi

Dieser Brauch bezeichnet einen Lichtsegen des hinduistischen Glaubens für den Bräutigam. Hierzu wird in einer Schale ein Stück Stoff, welches in Ghee getränkt wurde, entzündet. Diese Schale wird dann auf dem Altar des Tempels den Göttern zur Ehre gereicht.

Aarathi dient bei der Hochzeitszeremonie dazu, dass Familie wie auch Freunde der Braut den Bräutigam sowie seine Familie in Form des Segens des Lichtes willkommen heißen.

Madhuparka Zeremonie

indische Hochzeit

Nun wird der Bräutigam am Altar empfangen. Dazu erhält er vom Brautvater Geschenke.

Ganesh Puja & Sankalpam

Im Hinduismus ist es Tradition, vor jedem spirituellen Ereignis Ganesh beziehungsweise Ganapathi, den elefantenköpfigen, höchsten Gott, den es im Hinduismus gibt, anzubeten. Damit soll bezweckt werden, Hindernisse fernzuhalten.

Das Anbeten von Ganesh dient dazu, den Geist zu klären und die nächsten Handlungsverläufe erfolgreich durchführen zu können. Dabei ist das Ganapathie Puja ein spezielles Gebet, welches nur bei Hindu-Hochzeiten gesprochen wird.

Außerdem ruft der Bräutigam in diesem Schritt auch die neun Planeten an, um sie alle um ihren Segen für die Ehe der beiden zu bitten.

Vara puja & Kanya daan

Bei diesem Ritual wird gekochter Reis zu Hügeln geformt, diese dann in kreisenden Bewegungen geschwenkt und anschließend weggeworfen, um die bösen Geister zu versöhnen.

Nun ist es an der Zeit, dass der Vater seine Tochter, welche dabei auf dem Schoß ihres Vaters sitzt, an den Bräutigam übergibt. Währenddessen werden heilige Mantras gesprochen.

Die Braut bekommt dazu einen Ring, welcher aus dem heiligen Kusha Gras beziehungsweise Darbha geflochten wurde, auf ihren Kopf gesetzt. Außerdem wird ihr ein goldenes Kettchen, Mangalustra, welches als Thaali bezeichnet wird, darüber gelegt.

Außerdem legt der Brautvater über einem Krug die Hände des Brautpaares zusammen. Dann umwickelt er die Hände mit einem roten Tuch sowie einer Blütengirlande. Anschließend segnet er sie mit Wasser, welches bestenfalls aus dem Fluss Ganges stammt.

Dazu wird ein Mantra gesungen, welches übersetzt soviel bedeutet wie: “Möge dieses Gold euer Vermögen verdoppeln. Möge dieses Wasser euer Eheleben reinigen und lass euren Erfolg wachsen.” Der Brautvater betet um den Beistand Gottes und ruft den Namen von Ganesha und den Namen von Kamas, welcher der Gott der Liebe ist.

Nun ist es üblich, dass der Bräutigam dem Brautvater insgesamt dreimal versichert, dass er der Braut für immer ein Begleiter sein wird, nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Tagen und nicht nur in diesem Leben, sondern auch noch danach.

Muhurtham

Indischer Bräutigam gekleidet in weißem Sherwani und rotem Hut mit atemberaubender Braut in roter Lehenga

Bei diesem Ritual geben sich Braut und Bräutigam gegenseitig Jaggery, also unraffinierten Rohzucker, sowie Kreuzkümmelsamen auf den Kopf. Dies soll die höchste Energie aktivieren, da die Mitte des Kopfes laut Glauben im Hinduismus der Haupt-Energie-Punkt des Körpers und somit auch die Stätte vom obersten Gott ist.

Mangalya Dharana

Diese Hochzeitstradition schreibt vor, dass der Bräutigam das sogenannte Mangalsutra, was ein gesegneter und dadurch glücksbringender Faden ist, um den Hals der Braut bindet. Dabei muss er drei Knoten in den Faden machen. Durch diese drei Knoten wird der Segen der drei heiligen Hindugötter symbolisiert: Maheshwara, Vishnu und Brahma.

Während er die Knoten bindet, sagt der Bräutigam in etwa: “Mit diesem Ornament heirate ich dich zur Unterstützung meines Lebens. Wir beide werden Freunde sein und gemeinsam die vier Ziele des Lebens, Kaama (Familie und Liebe), Artha (Reichtum), Moksha (geistige Bewusstwerdung) und Dharna (Rechtschaffenheit) vollbringen.”

Vivah-Homa

Die Vivah-Homa bezeichnet eine heilige Feuerzeremonie. Diese dient dazu, alle Zweifel zu vernichten, damit die Hochzeitszeremonie in einer spirituellen und reinen Atmosphäre durchgeführt werden kann.

Pani-Grahan

Nun nimmt der Bräutigam die rechte Hand der Braut in seine linke Hand. Damit akzeptiert er sie als seine rechtmäßige Ehefrau.

Shila Arohan

Die Mutter der Braut hilft ihrer Tochter dabei, auf eine Steinplatte, welche neben dem Feuer steht, zu treten. Dabei gibt sie ihr wertvolle Ratschläge für ihr neues Leben als Ehefrau.

Laja-Homah: Das Hochzeitsfeuer

Laja-Homah: Das Hochzeitsfeuer

Das Hochzeitsfeuer repräsentiert nicht nur die Heiligkeit der Zeremonie, sondern auch den göttlichen Trauzeugen. Die Braut gibt eine Opfergabe in das Feuer: getrocknetes Getreide, Laya Homa genannt, und Puffreis, welche für Wohlstand sorgen sollen. Auch soll die Opferung der Nahrung für ein langes Leben des Mannes sorgen. Dies macht die Frau, während sie ihre Hand über der Hand des Bräutigams hält.

Nun sieht die Braut ihren Bräutigam an und sagt: “Ich gebe dieses Getreide in das Feuer. Mag es mir Gesundheit bringen und dich mit mir vereinen. Mag Agni uns beide anhören.” Während die Braut die Worte spricht, neigt ein Cousin der Braut ihre Hand, damit die Opfergabe in das Feuer fällt. Dabei sagt er: “Diese Frau hier, welche das Getreide in das Feuer streut, betet: Segne meinen Ehemann. Möge es auch meinen Verwandten stets gut ergehen.”

Parikrama/ Pradakshina/ Mangal Fera

Anschließend gehen Braut und Bräutigam sieben Mal um das Feuer, Agni Parinayai genannt – im Hinduismus stellt Sieben eine wichtige Zahl dar. Während die beiden um das Feuer gehen, geben sie Opfergaben hinein. Außerdem berühren sie das Herz des jeweils anderen und beten dabei dafür, dass ihre Geister und Herzen vereint werden. Zudem tragen die beiden für die Götter Vedic-Hymnen in Form von Fürbitten vor, welche ihnen Treue, Glück und Reichtum bringen sollen.

Nach indischem Gesetz wird die Hochzeit mit dem Gang ums Feuer legalisiert.

Saptapadi: Das Ritual der sieben Schritte

Bei der Saptapadi wird der Hochzeitsknoten gebunden. Dazu werden der Sari der Braut und das Schultertuch des Bräutigams zusammengeknotet. Dies symbolisiert die eheliche Verbindung – Braut und Bräutigam sind nun für immer miteinander verbunden.

Das Ritual der Sieben Schritte ist mit am wichtigsten bei der Hochzeitszeremonie. Dabei gehen Braut und Bräutigam gemeinsam sieben Schritte um das Feuer und beten währenddessen für Segen. Im Folgenden siehst du die sieben Schwüre oder Bitten, welche die sieben Schritte symbolisieren:

Mag Gott uns führen, damit wir

1. gerechten Wohlstand erreichen,

2. unseren Haushalt versorgen und schützen,

3. gegenseitigen Respekt und Liebe sowie Zufriedenheit finden,

4. mentale und physische Kraft entwickeln,

5. langes Leben und Selbstbeherrschung erlangen,

6. gute und gesunde Kinder haben und

7. loyale, ehrliche und lebenslange Gefährten füreinander sein werden.

Die Zeremonie endet damit, dass die beiden beten, dass sie ein Leben lang vereint bleiben. Ist das Gebet gesprochen, werden Braut und Bräutigam zu Mann und Frau erklärt.

Dazu legt der Bräutigam seine Hand auf das Herz seiner Braut und sagt in etwa: “Ich halte dein Herz in dienender Kameradschaft. Mein Geist folgt deinem Geist und meiner folgt dem Deinen. Du wurdest mit mir verbunden von Gott, dem Herren aller Geschöpfe.”

Abhishek

Romantisches indisches Paar, das Hochzeitsbouqet hält und Hochzeitstag aufwirft

Nun wird Wasser verspritzt und außerdem meditiert für den Polarstern und die Sonne.

Anna Praashan

Anna Praashan bezeichnet den vorletzten Schritt der Hochzeitszeremonie. Hierbei opfert das Brautpaar Essensgaben in das Feuer. Außerdem füttern sich Braut und Bräutigam gegenseitig, um ihre Zuneigung und Liebe auszudrücken.

Talambraalu

Im Anschluss folgt nun, dass Braut und Bräutigam sich gegenseitig Reis, welcher zuvor gesegnet wurde, über den Kopf gießen. Dies symbolisiert Familienglück, Reichtum, Glück und Gesundheit.

Anschließend tauschen die beiden Blumengirlanden aus. Dies ist ein besonderer Akt, so bedeutet er, dass sich zwei Seelen zu einer vereinen. Denn laut den alten Schriften, Shastras genannt, sollte eine Girlande nur von einer Schulter getragen und von keiner anderen benutzt werden.

Zudem setzt der Bräutigam mit roter Farbe das Sindur auf den Scheitel seiner Braut und malt ihr einen Punkt auf die Stirn. Dies ist ein sehr wichtiger Moment für die Braut, da dies das wichtigste Segenszeichen als verheiratete Frau darstellt und sie dieses von nun an für immer tragen wird.

Aashirvadah

Als Abschluss der Zeremonie knien Braut und Bräutigam vor den älteren Familienmitgliedern nieder, um deren Segen zu erhalten. Außerdem schütten alle anwesenden Verwandten und Gäste Blütenblätter und Reis über das Brautpaar.

Rituale und Bräuche nach der Hochzeitszeremonie

indische hochzeit

Nach der Hochzeitszeremonie geht es meist zuerst zum Haus des Bräutigams, wo die Braut mit Blumen, Butterlampen und Räucherstäbchen feierlich empfangen wird. Es ist Tradition, dass die Braut nun ihre Hände in rote Farbe tunkt und an jeder Seite des Hauses ihre Handabdrücke verewigt. Darunter setzt der Bräutigam seine Handabdrücke.

Nun betritt die Braut das Haus, davor steigt sie aber mit ihren Füßen in rote Farbe. Wichtig beim Betreten ist, dass sie den ersten Schritt in das Haus mit ihrem rechten Fuß macht. Die roten Fußabdrücke, die sie hinterlässt, sagen, dass sie nun die Frau dieses Hauses ist.

Außerdem folgt an die Hochzeitszeremonie ein berauschendes Hochzeitsfest. An Deko wird hierbei nicht gespart: üblich sind unzählige Blumen und Blumenbuketts sowie Lichter – wichtig ist, dass alles möglichst bunt, opulent und prunkvoll ist. Als Hochzeitsgeschenk wird typischerweise Geld geschenkt.

Außerdem gehört ein weiteres Ritual fest zu jeder indischen Hochzeitsfeier: So ist es üblich, dass die Brauteltern den Verlust ihrer Tochter stundenlang und sehr laut beweinen. Denn von nun an wird die Braut für den Rest ihres Lebens bei der Familie ihres Ehemannes im Haus des Bräutigams leben.

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